Donnerstag, 7. Januar 2010

Es ist immer contentio!

Der ein oder andere hier mag vielleicht gelegentlich mal die Serie Dr. House gucken. (Und wer es nicht tut, sollte das schleunigst nachholen. Das misanthropische Genie ist einer der ganz, ganz wenigen Gründe, die es lohnen, den Fernseher überhaupt noch einzuschalten!)
Und wer Dr. House halbwegs aufmerksam verfolgt, wird einen klassischen Running Gag bereits bemerkt haben. An irgendeinem Punkt fast jeder Diagnose wird immer einmal vorgeschlagen, dass der Patient doch an der Krankheit 'Lupus' leiden könne. Natürlich tut er das nie - bis auf ein einziges Mal, wo es dann tatsächlich jeden überrascht.

Mir geht es in der Diagnose meiner Texte da ziemlich ähnlich. Ich sitze nun seit etwa drei Tagen an meinem neunzehnten Kapitel und merke: das ist zwar alles ganz informativ und interessant, was da so los ist, aber trotzdem auch irgendwie - langweilig. Ich selbst habe relativ wenig Motivation, mich mit dem Kapitel auseinanderzusetzen, was immer bedeutet, dass meine potentiellen Leser ebenfalls wenig Lust darauf haben, weswegen ich heute inneghalten habe, mir den Textabschnitt unters Mikroskop gelegt habe, und den Patienten mal habe husten lassen.

Und ich kann wieder einmal nur dieselbe Diagnose stellen, die ich immer stelle, wenn es mir mit einem Textabschnitt so so ergeht, dass er mich langweilt: Akuter Fall von fehlendem Konflikt!

Ich bin niemand, der Schreibratgeber nachbetet, aber in einem haben sie alle Recht: Ohne Konflikt bleiben die Geschichten trocken, blaß und spröde. Dabei geht es nicht darum, dass sich alle Nase lang zwei Leute die Köppe einhauen. Aber wenn die Charaktere eines Textes dauernd nur einer Meinung sind, und die Wünsche des anderen immer gerne erfüllen, dann bleibt das eine unspannende Wiedergabe der Ereignisse. Und genau so liest sich mein aktuelles Kapitel:

Meine entführte Heldin erreicht die Heimat ihres Entführers, sie hält ein kurzes Bad, sie plaudern kurz, und am Ende kommt dann noch eine kleine dramatische überleitung ins nächste Kapitel.

Die einfacshte Form des Konflikts ist dabei die des "Der Charakter will etwas, das er nicht darf" oder "Der Charakter muss etwas tun, was er nicht will." Und schon leichte Dosen dieses simplen Mittels würden mein schlappes Kapitel gehörig aufpeppeln. Gerade, wo doch ein Entführungsopfer im Mittelpunkt steht. Fluchtversuche, Streitereien, Diskussionen - alles wunderbare Mittel, die mir zur Verfügung stünden. Leider habe ich alle davon schon in den Kapiteln zuvor injiziert, teilweise in doppelter Dosierung, und ich fürchte, wenn ich noch mehr davon einsetze, werden sowohl meine Geschichte, als auch deren Leser immun.
Hinzu kommt, dass meine Entführte aktuell jenen Zustand der Resignation erreicht hat, der ihr ohnehin jeden Fluchttrieb ausgetrieben hat.

Ich brauche also einen Konflikt, der nichts mit einer Flucht zu tun hat, zuvor wenig oder gar nicht genutzt wurde, und nicht gegen das etwas schlaffe, resignierte Innenleben der Figur verstößt. Ein komplizierter Fall.
Ich bin mir über das ideal Mittel zur Therapie daher noch nicht ganz klar, allerdings gibt es da ein kleines, psychologisches Nebensymptom, das meine Entführte aufweist, und aus dem ich mit etwas Glück ein gutes Mittel extrahieren kann. Ich muss da noch ein paar weitere Tests durchführen.

Man kann sagen was man möchte, aber das diese doofe Schreiberer ist ehrlich schweißtreibende Arbeit. Und mir tupft nie 'ne Schwester die Stirn ab ...

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